Bundeswehr-Tagebuch


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  • Wie die Überschrift ja schon unschwer vermuten lässt, gibt es hier mein Bundeswehr-Tagebuch. Ich will einfach mal, dass ihr alle seht, was da wirklich ablief und nicht immer nur die Schauer-Märchen aufgetischt bekommt, die andere euch erzählen. Es wird teils schon hart (gerade in der Grundausbildung), aber manches lief doch erstaunlich gut.

    Meinen Dienst hab ich am 4.10.2006 angetreten. Bei uns waren es damals die neun Monate Dienst, wobei da natürlich auch der Urlaub noch mit drin ist. So kam es dann, dass mein letzter aktiver Dienst-Tag der 19.6.2007 war.

    Meine Dienst-Anschrift lautete:
    1./TSLw 1
    Apfeltrangerstrasse 15
    87600 Kaufbeuren

    Meine Grundausbildung war an und für sich noch vergleichsweise harmlos, verglichen mit anderen Kompanien und Züge. Während z. B. im 2. Zug jeden Morgen sinnloses Stuhlstemmen angesagt war, haben wir dem Blödsinn nicht mit spielen müssen. Unser Zugführer meinte mal zu deren: Meine haben es halt hier (zeigt auf den Kopf), nicht nur da (zeigt auf den Oberarm). Auch vom Wetter her hätte ich es weiß Gott schlimmer treffen können. Während andere schon im Oktober mal durch den Schnee konnten, kam der erste Schnee bei uns im November. Das macht das Leben natürlich einfacher. Überhaupt war der Herbst vergleichsweise angenehm. Im Großen und Ganzen konnte ich mich also nicht beschweren. Aber das lustigste an der AGA: Ich bin durchgefallen! Und das hat einen wunderbar bürokratischen Hintergrund. Ich hab, als ich die Woche KZH wegen er Weisheitszähne war, bei einem Schießen nicht mit gemacht. Diese Schießübung ist aber notwendig um gewisse ATNs (Ausbildungs- und Tätigkeitsnachweis, dient zur Feststellung der Verwendungsmöglichkeiten) zu erhalten. Diese bestimmten ATNs sind aber Kern-Elemente der Grundausbildung, ohne die man die Grundi nicht bestanden hat. Mit anderen Worten: Wenn ich die Schießübung nachgeschossen hätte, hab ich auch die Grundi nachträglich noch bestanden. Lustig. Blöd nur, dass in der Stammeinheit schießen eher mal nebensächlich war und diese bestimmte Übung selbstverständlich nie angeboten wurde. Dabei könnte ich wetten, dass ich dann ne silbere Schützenschnur gehabt hätte. Aber erst mal kriegen, wenn man nicht gelassen wird. Was mich ehrlich gesagt an der gesamten Grundausbildungsnummer am meisten gestört hat, sind drei Dinge:

    1. Die Abendabmelderei am Anfang. Da ist man von (gerade die ersten Wochen sehr langen) Diensttagen fix und alle, dann kommt erst Abends um 11 der UvD mal (ein mal sogar nicht), dann darfst die Stube abmelden (wer pennt da alles, alles schön mit Meldung usw.) und erst danach kannst dich endlich hinlegen und pennen. Extrawürste gibts keine, also auch keine vorzeizige Abmeldung vor dem Zapfenstreich. Das kann zwar jeden Tag ein anderer der Stube machen, aber es ist schon zum Kotzen, wenn man sagen wir mal bis 21 Uhr beschäftigt wurde, dann noch bis 11 sinnlos einer auf bleiben muss und um 5 gehts schon wieder aus den Federn. Und dann hat der Hauptmann noch die Unverschämtheit sowas raus zu knüppeln von wegen, früh aufstehen, weil man ja nicht zum vom Wochenende erholen da ist. Knaller.
    2. Dieses ganze Zum-Essen-Maschieren. Zum Kotzen. Ich bin in meiner gesamten Dienstzeit in der Stammeinheit nicht ein mal verschuldet zu spät gekommen. Als ob jemand mit 18 Jahren und mehr nicht in der Lage wäre, passend zum Essen zu gehen. Was alleine das Affentheater an Zeit gekostet hat, jeden Morgen...
    3. Der Ausbildungsmangel, wenns um den Aspekt Heimatverteidigung geht. Ich hab z. B. in der gesamten Grundausbildung keine einzige Handgranate geworfen (nein, auch keine Übungsgranate, nix), mit dem MG hab ich erst in der Stammeinheit geschossen und lauter solche Sachen. Aber hochgradig wichtig war dann dieser shice Auslandseinsatz-Kram, satte vier Wochen lang. Sicher, als Grundwehrdienstleistender ist man auch so oft in Kabul und Co. eingesetzt... Total bescheuert. Ich für meinen Teil fühle mich nach wie vor zu sehr als Kanonenfutter. Drei Monate Ausbildung sind ja eh schon bisschen wenig, aber wenn praktisch noch ein Monat davon auf Dinge verwendet wird, die man niemals brauchen wird, stellt sich durchaus die Sinnfrage. Klar, man hat auch gelernt, wie man Feldposten baut, wie man die betreibt, wie man Minen räumt (also total rudimentär), oder Patrouille läuft aber so wirklich gut dabei war ich meiner Meinung nach am Ende nicht. Nicht mal über diese scheiß 2-m-Wand kam ich. Klar, ich war ein Stück weit ein Kartoffelsack. Aber wenn man nie Gelegenheit hat das zu üben, wirds sicher nicht von alleine besser. Da hätte man noch viel mehr machen können und das dann aber ganz ohne Hetzerei und Treiberei.

    Aber es hängt auch viel davon ab, wie sehr sich die Vorgesetzten rein hängen. Wenn die das alles nur als Bürde ansehen, dann ist man ganz schnell nur der Arsch. Wenn die sich profilieren wollen, reiten sie einen rein. Wenn sie aber wirklich der Meinung sind, dass sie einem was beibringen sollten und nicht gerade nen Hang zu Machtspielchen haben, dann kann das durchaus sogar richtig cool sein. Ich für meinen Teil sehe daher, dass all die Leute, die darüber berichten, wie scheiße das doch alles in der Grundausbildung war, eigentlich Opfer von Leuten waren, die als Ausbilder schlicht inkompetent waren. Die mögen 1A Frontschweine abgegeben haben, aber eine Ausbildung ist eben nicht dafür da, jemanden fertig zu machen, sondern ihn zu formen. Da verwechseln offenbar einige was. Konnte man bei uns auch beobachten, dass es da Vorgesetzte gab, mit denen man auch wirklich was anfangen konnte und welche, die man sofort in die Tonne treten kann. Ein besonderes Beispiel war ein gewisser Feldwebel (ob Ober- oder Haupt bin ich mir nicht mehr sicher), der allen Ernstes auf die Frage, ob man da mal eben vorbei kann (er stand halt wie Trottel im Weg) den Satz raus geknüppelt hat "Das einzige was Sie müssen, ist sterben!". So einem Drecksack würde man zivil sofort eins auf den Sack geben, wenn er so mit den einem umgehen würde.


    Für alle, die sich schon mal Gedanken um Urlaub gemacht haben:
    Jeder hat in der Grundwehrdienstzeit 20 Tage Urlaub. Den kann man aber erst nach der Grundausbildung nehmen und auch da gibts gewisse Sperrzeiten, z. B. TrÜbPl-Aufenthalte. Nomalerweise gibts dann für Grundwehrdienst leistende auch Urlaub für jeden Tag, an dem man UvD gemacht hat. Ja, man macht nach der Grundi auch mal UvD. Also ein Tag für ein mal UvD. Bei uns gab's fairer Weise auch für Grundwehrdienstler für jede Woche TrÜbPl 1-2 Tage Urlaub, weil wir halt praktisch jeden Monat eine Woche TrÜbPl haben. Aber normalerweise steht der nur SaZlern zu (SaZ=Soldat auf Zeit, also verpflichtete Soldaten).


    Falls ihr euch schon mal Gedanken gemacht habt, wegen dem Verpflegungsgeld:
    Jedem Grundwehrdienstleistenden steht es zu, täglich Verköstigt zu werden, sowie einen Platz zum Schlafen (alias Stube) zu haben. Nachdem man aber für gewöhnlich am Wochenende und Freitagabend nicht in der Kaserne iss (außer man hat halt irgendwelche Dienste), dann nimmt man ja an der Verpflegung nicht teil. Für jede Mahlzeit an der man nicht teil nimmt (allerdings nur im voraus angemeldet) bekommt man das Verpflegungsgeld ausgezahlt. Wenn man den ganzen Tag nicht an der Verpflegung teil nimmt (z. B. Sa und So), dann gibts sogar das doppelte. Das sind dann so 7 Euro und ein paar cent. Von dem her iss der Urlaub doppelt gut. Man bekommt ja weiter seinen Sold gezahlt (bei mir so 8,95 €/Tag) plus das Verpflegungsgeld (7 € paar Cent). Macht also ne besser Figur, wenn man KzH oder im Urlaub iss, als wenn man in der Kaserne iss (OK, außer man muss sich das Essen dann selber kaufen). Jetzt wird der eine oder andere vielleicht schon anderes gehört haben.
    Man muss natürlich dazu sagen, dass SaZler ihre Verpflegung selber zahlen müssen, aber das sollte für die kein echtes Problem sein, weil die ja immerhin so ab 1300 € je Monat verdienen, da sind die 300 Euro, die man vielleicht im Monat verfrisst auch drin. So läufts bei denen aber auch was das Fahren angeht. Die bekommen nämlich die Fahrkarte nicht mehr gestellt, sondern müssen sich selber drum kümmern, dass sie nach Hause kommen. Da hat man wenigstens bei den Grundwehrdienstleistenden dran gedacht, dass die das ganze ja nicht freiwillig machen, und von daher vielleicht auch versorgt werden müssen.
    Übrigens steht einem wenn man bereits eine eigene Wohnung hat auch zu, dass der Bund die wärend der Grundwehrdienstzeit weiter bezahlt, weil von was soll man bei 350 € Monatseinkommen (jetzt mal mein Gefreiteneinkommen mit allem drum und dran gerechnet) ne Wohnung von 300 € unterhalten und dabei nicht finanziell drauf gehen.


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