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Auch unsere Gesetzeshüter kommen manchmal auf die irrwitzigsten Ideen.

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Ich fahre momentan praktisch jeden Werktag auf der Friedrich-Ebert-Straße in Augsburg mit dem Rad. Rad weil schnell, ungebunden und günstig, noch dazu eher gesund. Dabei bin ich aber als Radfahrer durch Verkehrzeichen 241 dazu verpflichtet, den dortigen Radweg zu benutzen. So weit so schlecht. Der Punkt an diesem Schild ist, dass es mich verpflichtet dort zu fahren, allerdings nur und ausschließlich in der Richtung, in der es gilt. Auf der anderen Straßenseite ist in Gegenrichtung ebenfalls so ein Schild, heißt, man muss auch dort auf der rechten Straßenseite mit dem Rad den Radweg benutzen. Wie man auf der Karte bereits erkennen kann, ist dieser aber im Bereich der B17 nicht sonderlich gut einsehbar. Wäre so weit noch kein Beinbruch, auch wenn ich generell kein Fan von Radwegen bin. Wenn es da draußen nur nicht gar so viele Spaten gäbe, die das mit dem Rechtsfahrgebot noch nicht so ganz verstanden zu haben scheinen. Insbesondere zwischen Dienstag und Donnerstag hats da jeweils zwischen 9:45 Uhr und 10:30 Uhr regen Gegenverkehr. Illegal, gefährlich, und lustigerweise dank der kurvenreichen auf- und ab-Strecke meistens auch erst dann zu sehen, wenn der jeweilige Depp schon kurz vor dem eigenen Vorderrad ist. Die Sache stinkt natürlich zum Himmel, zumal ein nicht unerheblicher Teil der Falschfahrer Studenten sind. Eigentlich erwarte ich da ein bisschen mehr Hirn, aber man soll ja nicht zu viel erwarten. Nicht nur, aber eben zu besagten Zeiten aus von der Uni her kommend in Richtung Wohnheim scheint ein Großteil in der passenden Altersklasse zu sein. Ganz intelligent sind immer die, die zum Wohnheim fahren, weil die in jedem Fall irgendwann die Staße queren müssen um zum WH zu kommen. Ob das jetzt an der Ampel bei der Messe ist, oder nach der Bushaltestelle Bergiusstraße, das macht ja keinen Unterschied. Wohl aber ist die Geisterfahrerei eine riesen Sauerei.

Nun gibt es aber offenbar seit November 2011 eine Aktion mit dem Namen "Geisterradler gefährden!" von der Verkehrswacht und der Polizei Schwaben Nord die genau dieses Problem zum Gegenstand hat. An bekannten Stellen mit hohem Geisterfahreraufkommen sollen Schilder wie dieses stehen:

Geisterradler gefährden!

Klingt ja schon mal recht löblich, im Prinzip ja genau das was es auch hier bräuchte. In Königsbrunn soll es bereits einige dieser Schilder geben, aber im Stadtgebiet Augsburg habe ich bis heute noch kein einziges davon gesehen. Mit diesem Gedanken habe ich mich dann am 22.3.2012 an die Polizei bei uns gewendet, auf deren Website gibts ja auch ein Kontaktformular für so etwas. Leider gibts dort offenbar nicht die Funktion die abgesendete Email auch in Kopie an die eigene Emailadresse zu versenden, so dass ich leider den genauen Wortlaut nicht habe. Sinngemäß habe ich darum gebeten, dass diese Schilder an der Friedrich-Ebert-Straße im Bereich B17 aufgestellt werden sollten, ggf. unterstützt durch Kontrollen diesbezüglich. Da gibts durchaus 1-2 Stellen in beiden Richtungen wo man sich schlecht sichtbar positionieren kann und abkassieren. Da könnten die in einer Stunde im Sommer locker ihre 300 € machen. Macht man ja in diesem Bereich auch oft genug wenns ums Blitzen geht. Geld und Zeit dort Wegelagerei zu betreiben haben sie ja offenbar sonst auch, also warum nicht mal da wo tatsächlich real bereits Gefährdungen geschehen.

Auf diese Email habe ich bis heute noch keine offizielle Antwort erhalten. Am 18.4.2012 (also immerhin schon fast vier Wochen später) traf ich auf dem Radweg an der Friedrich-Ebert-Straße auf den Herrn Polizeioberkommissar Ernst Schnabel. Der Gute Mann war allerdings nicht wie man evtl. erwarten würde, zum Kontrollieren auf Falschfahrer da, nein. Der war gerade auf dem Weg Richtung Kreuzung an der Messe und stand später (und auch die beiden Folgetage) dort, um die Ampelschaltung an der Kreuzung Messe zu manipulieren. Es war gerade AFA, die Autos aus Richtung Landsberg kommend, stauen sich da gerne vom Messe-Parkplatz bis runter auf die B17. Dem muss man natürlich Einhalt gebieten, sonst ist die B17 Richtung Gersthofen innerhalb von ner viertel Stunde zu. Naja, den hab ich mir dann mal gekrallt, um ihn genau auf das Problem mit den Geisterfahrern anzuspitzen. Im Verlauf des Gesprächs habe ich dann erfahren, dass meine Mail wohl nicht im Spam-Filter hängen geblieben ist, oder so. Nein, die wurde tatsächlich gelesen und es wurde offenbar tatsächlich darüber beraten. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht in welchem Umfang beraten wurde und wer da alles an der Beratung beteiligt war. Zum Verständnis: Für die Anordnung Verkehrsrechtlicher Weisungen, z. B. Blauschilder für Radwegbenutzungspflichten, Beschwindigkeitsbegrenzungen + Schild, ist die Straßenverkehrsbehörde (StVB) zuständig. Für die Kontrolle der Einhaltung solcher Anordnungen (also z. B. Blitzen) ist aber die Polizei zuständig. Klar, Gewaltenteilung nennt man das. ;-) Aber offenbar sind da einige "schlaue" Köpfe auf die Idee gekommen, dass man dann ja eine linksseitige Freigabe des Radwegs für Radfahrer machen könnte. Mir wurde außerdem noch mitgeteilt, dass die Polizei durchaus auch gerne mal beratend angefragt wird von der StVB, aber offenbar nicht sehr oft was darauf gegeben würde. Nuja, die Keilereien der Behörden untereinander sind mir so lange wurscht, wie ich nicht dadurch in Situationen gezwungen werde, die mich gefährden, also was solls...

Mal nochmal zusammengefasst bisher: Ich melde mich bei denen, meckere darüber dass ich ständig durch Geisterfahrer auf dem schlecht einsehbaren Radweg fremdgefährdet werde und irgendwelche besonders intelligenten würden darauf reagieren, indem sie die Geisterfahrerei legal machen, indem sie den Radweg linksseitig, heißt also eigentlich in falscher Richtung, freigeben. Das ist wie wenn man zum Arzt geht mit dem Hinweis, dass der Finger weh tut und der Arzt weiß nichts besseres zu tun, als noch ne Daumschraube mit dran zu hängen. Ja sag mal, wie dämlich muss man denn sein? Mal ganz abgesehen davon, dass dagegen nicht nur die Logik, sonderen auch die Benutzungspflicht des Radwegs auf der anderen (also der rechten Straßenseite) und vorallem auch die dafür nötigen Vorschriften wann sowas angeordnet werden darf, sprechen, bringt man diesen radfahrenden Knallerbsen auf diese Weise mehr oder weniger bei, dass die Geisterfahrerei OK wäre.

Ich bekam von dem Polizisten dann noch die Info zugesteckt, dass am Donnerstag die Woche drauf (26.4.2012) eine Ortsbegehung dazu geplant wäre, zusammen mit der StVB. Ich hab mich dann vom Herrn Polizeioberkommissar verabschiedet, aber nicht ohne mir vorher noch seine Visitenkarte zu luchsen, weil ich doch ganz gerne wissen wollte, was bei der Ortsbegehung raus kommt. Ich ging daher davon aus, dass da die StVB mit drin steckt, die ja ohnehin in Augsburg jedes Wegelchen mit Blauschild verziert, was meiner persönlichen Schätzung nach in 80% der Fälle gegen geltendes Recht verstößt (wens interessiert: §45 (9) StVO). Also nicht faul und eine Mail an die Leuts geschickt, mit einer ellenlangen Begründung warum ich das für totalen Nonsens halte und dass sie den Shice doch bitte unterlassen sollen. Versendet wurde sie an briefkasten.tiefbauamt@augsburg.de, die Adresse die man auf deren Webseite finden kann. Eine andere hab ich dort nicht gefunden, also musste es wohl die richtige sein. Der Text ist etwas länglicher, wers lesen mag kann sich das ja ausklappen:

Mail an die StVB einblenden

Die Mail ging noch am 18.4. Abends raus und danach hab ich gewartet... sogar bis zum Mittwoch vor der Begehung (25.4.2012) gewartet, immer noch keine Antwort... Aha, man stellt sich also tot. Nuja, die haben doch da eine Telefonnummer, oder wie war das? Da können sie einen schwerer ignorieren... Also unter der angegebenen Nummer angerufen und mir sagen lassen, dass die Frau Römmelt für das Gebiet zuständig sei, aber gerade nicht am Platz wäre. Das kam mir ganz gelegen, jetzt hab ich auch die Durchwahl zu ihr. =) Später hab ich die gute Frau dann persönlich erreicht. Netterweise wusste die noch gar nichts von einer Begehung, was aber u. U. eben auch nur die Vorgesetzten wussten. Interessant war auch, dass sie von meiner Mail nichts wusste. Man hat sich dann drauf geeinigt, dass es sinnvoll wäre, diese Mail nochmal an die passendere Adresse strassenverkehr.tiefbauamt@augsburg.de zu versenden, so dass sie möglichst noch vor der Begehung am nächsten Tag an die Vorgesetzten ausgehändigt werden kann.

Also schon mal der Knaller. Die Person die für das betroffene Gebiet zuständig ist, weiß nichts von irgendwelchen Mails von mir, noch von irgendwelchen Beratungen oder Ortsbegehungen. Wie schön dass in der StVB so gut kommuniziert wird. Auch ganz interessant: Einen Tag nach der offenbar durchgeführten Ortsbegehung (27.4.2012) kam dann eine Antwort-Mail vom Abteilungsleiter Herrn Reinhard Staudenmayer selbst, offenbar direkt auf die Mail die ich über eine Woche vorher losgejagt hab:

Sehr geehrter Herr Wohlauer,

zu Ihrer Email vom 18.04.2012 können wir Ihnen mitteilen, dass wir keine Planung verfolgen, die die Freigabe der vorhandenen Radwege entlang der Friedrich-Ebert-Straße in Gegenrichtung zum Inhalt hat.


Mit freundlichen Grüßen

Reinhard Staudenmayer
Abteilungsleiter

BÄMM OIDA! Heißt also mit anderen Worten, die glorreiche Idee kam allerhöchstwahrscheinlich nie von der StVB sonderen aus dem Ideen-Hauptquartier der Polizei. Unter diesen Umständen wundert es auch auf einmal nicht mehr, dass die StVB die Hinweise der Polizei nicht ganz so oft ernst nimmt. Klar, wenn die öfters solche Kalauer zum Besten geben, dann ist das nachvollziehbar.

Ich war aber trotzdem so frei, bei meinem Kontakt in der Polizei anzurufen, um zu erfahren wie denn die weitere Planung aussieht (Freigabe war ja schon mal nicht geplant). Laut Aussagen vom Herrn Schnabel kommt man meiner eingangs gemachten Empfehlung wohl nach und stellt diese schönen neuen Schilder auf. Bestellt wären sie schon, aber das kann noch dauern bis die da sind. Kontrollen sind angeblich auch angedacht, aber erst nach einer entsprechenden Vorlaufzeit, um den Leuten Zeit zu geben, zu schnallen was da auf den Schildern steht. Naja, sie werden trotzdem einen mords Reibach dabei machen, da bin ich mir ganz sicher. Aber wer hat Recht? ICH! =) Wobei... Abwarten und Tee trinken. Gesabbelt ist ja schnell mal was. Glauben tu ichs erst, wenn die Schilder stehen und ich die Bullen bei der Kontrolle sehe. Bis dahin bin ich mal gespannt was da so kommt.


Update (2012-07-03):
Theoretisch scheinen Sies offenbar ernst zu meinen: Mehr Schilder gegen "Geisterradler". Jetzt bin ich nur mal gespannt, ob diese Woche tatsächlich mal ein Bulle den Job dort macht, den er tun sollte, oder ob das auch mal wieder nur Lippenbekenntnisse sind.


Update (2012-07-21):
OK, ein Versprechen ist erfüllt: Die Schilder sind da! In beiden Richtungen, wenn auch in einer Richtung an unsinniger Stelle.

Schilder endlich da

(Ort) Im gezeigten Fall passt es ganz gut. Das Schild steht kurz vor der Fußgängerinsel bei der Bahnunterführung. Da kann man tatsächlich auf die andere Straßenseite wechseln. Dumm nur, dass das in Gegenrichtung das Schild auf derselben Höhe ist, so dass man bei Erreichen des Schilds die Fußgängerinsel bereits hinter sich gelassen hat und im Prinzip kaum mehr eine Gelegenheit hat, die Straßenseite sicher zu wechseln, bis man vorne bei der Messe raus kommt. Bin schwer am überlegen, ob ich nicht nochmal was schreiben soll. Und auch, ob denn jetzt auch irgendwann bitte schön mal auf Geisterfahrerei kontrolliert wird, oder ob das alles nur viel heiße Luft war.


Update (2012-10-17):
Es scheint sich doch mal jemand dort hin bewegt zu haben: http://www.augsburger-[...]l#n22355986. Wenn das stimmt, immerhin. Wurde ja auch echt mal Zeit. Könnte auch mit meiner letzten Mail an die Polizei zusammen hängen:

Mail an die Polizei einblenden

War echt keine Spaß-Aktion, als mich der Papagei genau an der beschissensten Stelle Richtung Göggingen in Bedrängnis gebracht hat. Da musste ich noch mal nachtreten, denn der Mist ist einfach nur lebensgefährlich. Ich bin am erwägen, ob ich nicht doch mal persönlich bei den grünen vorbei schneie, um mal ein Danke los zu werden. Vielleicht erhöht das auch die Wahrscheinlichkeit, dass das in absehbarer Zeit wiederholt wird. Die Frage wie viele sie da tatsächlich erwischt haben, würde mir auch noch auf den Nägeln brennen... Nur eins find ich schade: Dass ich die Jungs nicht dabei miterleben durfte. Das wäre mir dann wirklich wie Öl runter gegangen. ;-)


Update (2013-07-21):
Und es kommt wies kommen musste: Mann nach Geisterradler-Unfall schwer verletzt. Muss doch noch mal nachtreten. Immerhin, die Realität gibt mir recht. War ja nicht anders zu erwarten.


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