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Hauptseite « Meckerseitenübersicht « Doofbox (2012-10-14)


Warum ich mich manchmal frage, ob Technik von Bescheuerten entworfen wird

Ich würde für meinen Teil behaupten, dass ich nicht ganz doof bin. Manchmal dümmlich angehaucht, aber wer kann das nicht von sich behaupten? So weit verstehe ich es also, wenn mal was daneben geht. Aber gerade bei Technik habe ich den Eindruck, setzt bei einigen Entwicklungsbüros aus irgend einem Grund das Logikzentrum aus. Woher das kommt, weiß ich nicht. Ich möchte hier aber mal ein kleines Beispiel geben, was ich damit meine.

Der leidige Unterschied zwischen dem was man gerne hätte und dem was man dann tatsächlich bekommt

Mein alter Router, der Dlink DGL4300 ist an und für sich schon ein nettes Gerät gewesen, nur dummerweise spielt der in letzter Zeit immer wieder den sterbenden Schwan. Trotz stabiler Spannung am Netzteil (das ich inzwischen auch schon zwei mal nachkaufen durfte *hust*) und hervorragender Netzwerkverbindungen verweigerte das Gerät immer mal wieder die Datenübertragung, von und zum Router. Irgendwann langts und man sieht sich nach was neuem um.

Ich habe mir diese Woche (10.10.2012) eine Fritzbox bestellt, Modell 7330. Warum genau dieses Modell? Weil ich gerne einen Router haben wollte der mir einerseits die Möglichkeit gibt, unkompliziert ein VPN zu realisieren (sorry, aber für OpenVPN bin ich einfach zu blöd, ich kriegs nicht zum Laufen). In der Vergangenheit haben wir immer wieder festgestellt, dass VPNs was feines wären, weil diverse Spiele eben einfach keine Verbindung übers Internet erlauben, wohl aber im LAN. Auch ist es zuweilen ganz nützlich, wenn man z. B. über ein offenes WLAN Zugang zum Internet hat und dann die Verschlüsselung des VPNs nach hause in Anspruch nehmen zu kann. Ebenfalls wollte ich gerne eine USB-Platte als NAS betreiben können. Wenn man mehr als einen Rechner in häufigerer Benutzung hat, merkt man ja sehr schnell, dass es irgendwie umständlich ist, mit mehreren Datenbeständen zu hantieren, die auf den diversen Rechnern lagern. USB-Platten sind da zwar eine Möglichkeit, aber irgendwie ist das trotzdem noch Aufwand mit der Umstöpselei und Rumschlepperei. Gbit-LAN sollte die Sache abrunden, weil die 12 MB/sek. die ein 100 Mbit-LAN maximal liefert, sind halt nicht unbedingt das flotteste, insbesondere wenn man größere Dateien rum schubbst, wie sagen wir mal DVD-Images oder HD-Videos.

Alles das hat die Fritzbox 7330 nominell. Dazu noch WLAN mit 300 Mbit/sek., Priorisierung des Netzwerkverkehrs, FTP-Zugriff, Druckerfreigabe und ähnliche Scherze. Dazu hat man zwei USB 2.0-Anschlüsse zur Verfügung (man hat dazugelernt, bei der FB meiner Freundin war man 2008 noch so "clever" USB 1.1 zu verbauen *Kopfschüttel*), einen Telefon-Anschluss um analoge Telefone daran zu betreiben, einen DSL-Anschluss weil ein Modem integriert ist und zwei LAN-Anschlüsse, einer 100 Mbit/sek., einer 1 Gbit/sek..

Fritzbox 7330, oder die Frage wozu man RJ-45-Anschlüsse benutzen kann

Und damit fängt das Theater auch schon an. Ich habe hier momentan noch Alice bzw. O2 als ISP und wenn ich denn mal umgezogen bin, wirds wohl Kabel Deutschland werden, also Internet via Kabelanschluss. Das ist leider notwendig, da die Telekom im Bereich der neuen Wohnung kein VDSL bietet, aber anständiger Upload bei den üblichen 16 Mbit-Tarifen schlicht nicht preiswert zu kriegen ist. In beiden Fällen bin ich aber nicht in der Lage, die Fritzbox direkt an die Leitung zu klemmen. Bei Alice geht dann das Telefon nicht (danke dafür an Alice/O2!) im anderen Fall liegts einfach an der anderen Technik, weshalb ein Kabel-Modem dazwischen sein muss. Mit dem Dlink-Router wäre das alles gar kein Problem gewesen, steckt man den Anschluss der zum Modem führt am Router einfach da an, wo man ihn auch beim DSL-Modem einstecken würde, ein eigener WAN-Anschluss eben. Hier geht das aber nicht. Also man kann schon ein Modem anschließen, über dass dann die Verbindung hergestellt wird, aber jetzt kommt der Knaller: Man muss dafür den 1 Gibt-LAN-Port zum WAN-Port umwandeln, hat dann also zum eigenen LAN nur noch den 100 Mbit-Port zur Verfügung. Und das obwohl es eigentlich einen dedizierten DSL-Port gibt, der auch ein RJ-45-Anschluss ist. Der hat sogar alle acht Leitungen auf die Kontakte aufgelegt, sodass es kein Hindernis gibt, ihn für die Verbindung mit einem externen Modem zu benutzen (elektronische Schaltungen dafür sind ja kein Hexenwerk). Es ließe sich auch anders gestalten.

Das hat einige dämliche Konsequenzen: Erst mal habe ich damit automatisch nur noch 12 MB/sek. maximale Datenübertragungsrate zur Fritzbox via LAN-Kabel. Dass die USB-Platte locker 20 MB/sek. und mehr schafft, ist dabei wurscht, der Flaschenhals liegt beim 100-Mbit-LAN-Port. Was ich daran so zum Kotzen finde ist, dass der Gbit-Port damit im Prinzip brach liegt, bzw. sein volles Potenzial so gut wie nie ausspielen wird, dann in DE ist bei Privatanschlüssen selbst mit Kabel so gut wie nirgendwo mehr als 100 Mbit/sek. zu kriegen. Warum genau man also auf die gloreiche Idee gekommen ist, gerade den schnelleren Port für den Benutzer unbrauchbar zu machen, verstehe ich nicht. Erst recht nicht, wenn man bedenkt, dass es ja eigentlich einen extra RJ-45-Anschluss für DSL gibt, bei dem es schaltungstechnisch sicherlich ein Klacks gewesen wäre, den für dualen Betrieb auszulegen, also entweder als zweiadriger Modem-Anschluss, oder als achtadriger Anschluss um andere Modems damit zu benutzen. Was soll das? Selbst wenn man jetzt argumentiert, dass das aus technischen Gründen getrennt sein muss und es ja evtl. Internetanschlüsse mit mehr als 100 Mbit pro Sekunde gibt, fragt man sich trotzdem was das soll. Selbst dann könnte man in den Fällen wo die Fritzbox nicht als Modem fungiert, nie mehr als die 100 Mbit aus der Leitung ziehen, höchstens übers 300 Mbit WLAN, was aber auch oft genug nicht die volle Leistung bringen kann.

Da wurde meiner Einschätzung nach mal wieder von irgend einem Schlipsträger "Sparen" verordnet, weil der eine lumpige Gbit-Port mehr so "horrende" Mehrkosten erzeugen würde, dass man den lieber durch was langsameres ersetzt. Alternativ müsste ich mich fragen, wie blöde die Entwickler dieses Geräts tatsächlich waren, als sie das entworfen haben. Totaler Unfug, wie ich finde. Unterm Strich bedeutet das jetzt für mich, dass ich meine 12 MB/sek. Internetanschluss bei Kabel Deutschland über den 1 Gbit-Port zur Verfügung gestellt bekomme, technisch aber via LAN die 25 MB/sek. meiner USB-Festplatte nicht ausreizen kann, weil ich am falschen Port klemmen muss. Ob das nur ein softwaretechnisches Problem ist, oder tatsächlich an der Hardware liegt, weiß ich nicht. Vielleicht gehts ja mit einer alternativen Firmware. Wohl aber bin ich mir sicher, dass da jemand ein elementares Problem mit Logik zu haben scheint. Aber das ist ja noch nicht das Ende der Miesere.

Standards, oder die Frage, wie man sein Süppchen am besten selbst kocht

Wie schon gesagt ist eines meiner Ziele die Möglichkeit via VPN bei mir daheim ins LAN zu kommen, bzw. ggf. anderen die Möglichkeit dazu zu verschaffen, um auch mal eine gepflegte Runde CS auf dem Listen-Server spielen zu können, oder ähnliches. Aber auch hier fragt man sich, wer genau eigentlich die Entscheidungen bei AVM trifft. Die VPN-Funktionalität läuft prinzipiell über IPSec ab, einem bekannten und oft verwendeten Standard für VPN-Kommunikation. Kann man daher auch mit normalen Windows-, Linux- und MacOS-Bordmitteln direkt verwenden. Tja, wenn da nicht wieder irgendwelche Marketingstrategen meinen würden, sie müssen sich was anderes ausdenken. Es steht zwar drin, dass die Kommunikation der Fritzbox bei VPN auf IPSec aufbaut, es ist aber kein reines IPSec, wie es der Standard vorschreibt. Es ist mal wieder irgend eine Sonderentwicklung, bei der IPSec so verbogen wurde, dass man jetzt auf den Windows-Client von AVM angewiesen ist.

Da stellt man sich auch einige Fragen: Warum überhaupt am Standard rum pfuschen? Was genau ist so schlecht an dem, was bei allen wunderbar funktioniert? Die Antwort dürfte wohl mal wieder am Marketing liegen, Hauptsache man bindet den Kunden an AVM, nicht dass der irgendwann entdeckt, dass es das alles auch ohne solchen Firlefanz von anderen Herstellern schon lange gibt. Auch die Frage, warum man den Client nur für Windows kriegt, ist in Zeiten von stetig wachsendem Marktanteil von Linux und MacOS auf dem Desktopmarkt angebracht. Erst lacht man sich ein proprietäres Verbindungsprotokoll an, für die anschließende Unterstützung anderer Plattformen hat man dann aber kein Geld, oder keine Lust mehr. Inzwischen gibt es zwar eine Lösung für das Problem für Linux, aber das ist mal wieder die Arbeit dritter, die da Ressourcen rein gesteckt haben und von Anfang an da, war diese Lösung auch nicht. Danke auch, so eine Eigenbrödlerei ist bestimmt im Sinne des Kunden.

Fazit

Meine persönliche Meinung: Die Fritzbox 7330 hätte ein echt makelloses Gerät sein können, wenn nicht irgendwelche Entscheidungsträger Mist gebaut hätten. Dabei ists mir als Endkunde auch ziemlich egal, ob das jetzt die Marketing-Abteilung verbockt hat, irgend ein BWLer den Geizknüppel hat raushängen lassen, oder die Entwickungsabteilung von Flachnasen bevölkert wird. Das Produkt ist verpfuscht worden von Leuten, die sich nicht um Funktionalität im Sinne des Kunden scheren, sondern ihr eigenes Ding drehen, jenseits von Logik oder etablierten Standards.

Ich finde diese Murkserei einfach beschissen und würde mir wünschen, dass Firmen etwas mehr praxisbezogene Entwicklungsentscheidungen im Sinne des Endkunden fällen würden.


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