Fahrradecke – Grundsätzliches


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Zunächst mal ein paar Grundsätzliche Dinge zum Thema Radverkehr

An dieser Stelle möchte ich erst ein mal ein paar Dinge zum Thema Radfahren loswerden. Ich für meinen Teil betreibe Radfahren nicht einfach nur als ein Hobby oder Sport. Für mich ist das Fahrrad in aller erster Linie mal ein Fahrzeug bzw. Verkehrsmittel, mit dem ich schnell und kostengünstig von A nach B komme. Gerade der Faktor Schnelligkeit wird in der Innenstadt schnell deutlich, wenn man die Fahrzeiten von öffentlichen Verkehrsmitteln (inklusive Wartezeiten auf Anschlußverbindungen aber auch die fehlende Abdeckung nach 0 Uhr) mit denen auf dem Rad vergleicht. Ich betreibe das seit ca. 1997 so. Seit dem habe ich so allerlei Erfahrungen sammeln dürfen, zuerst mehr auf Fuß- und Radwegen (ja ich hab auch mal so angefangen), seit geraumer Zeit aber zunehmend ganz bewusst jenseits von Radwegen und das auch auf längeren Strecken abseits der Stadt. Es klingt jetzt schon ein wenig raus, dass ich so manches anders sehe, als der Durchschnittsradfahrer. Das liegt schlicht und ergreifend daran, dass man bestimmte Denkweisen ganz schnell ablehnt, wenn man sich einmal bewusst mit dem ganzen Themenkomplex auseinandersetzt. So entstehen dann auch nach und nach gewisse Forderungen.

Rechtliche Sicht des Radfahrens

Einigen ist die Sichtweise eines Radfahres als vollwertiger Verkehrsteilnehmer offenbar nicht geläufig. Häufiger scheint die Meinung vorzuherrschen, Radfahrer wären nur Verkehrsbehinderungen, Radfahren würde nur als Freizeit-, Urlaubs- oder Sportbetätigung betrieben, usw.. Das Fahrrad scheint bei Menschen mit derartigen Meinungen wohl nur eine Art Gehhilfe zu sein. Man rangiert dann offenbar was verkehrstechnische Bedürfnisse, Rechte und Pflichten angeht, irgendwo zwischen Bodenlurch und Fußgänger. Ich bin aber in aller erster Linie Verkehrsteilnehmer und Fahrzeugführer. Auch die StVO sieht ein Fahrrad als Fahrzeug an, als nichts anderes. Das hat so einige Implikationen. Zum einen, habe ich dieselben Pflichten aber auch Rechte wie andere Fahrzeugführer, also Einhalten der Verkehrsregeln, einwandfreier/verkehrssicherer Zustand des Fahrzeugs, aber auch anständige Verkehrsführung, Abstellung von Gefährdungen und das Recht auf angemessene Geschwindigkeiten, usw... Damit hat ein Verkehrsteilnehmer normalerweise wenig Probleme, der weitaus überwiegende Teil an Verordnungen ist durchaus sinnvoll.

Bevorzugung von Kraftverkehr

Ein gewisser Teil ist aber eher weniger sinnvoll gestaltet. Das fängt mit nicht mehr zeitgemäßen Anordnungen zur Beleuchtung an und geht bis zur Gängelung von Radfahrern durch Fahrbahnverbote bis hin zu Forderungen nach einseitigen Verschärfungen von Bußgeldern oder Kontrollen seitens Presse, Politik und Gesellschaft. Dabei sind die Regeln aber größtenteils bereits vorhanden, es scheint nur an der Umsetzung zu mangeln, bzw. an der Expertise der entscheidenden Personen. Insbesondere wenn man sich die Gestaltung von Innenstädten ansieht, bekommt man sehr schnell ein Bild davon, wie viel Wert auf Radverkehr gelegt wird. Parkhäuser werden gebaut, Parkplätze angelegt, Ampelschaltungen werden so gestaltet, dass der motorisierte Individualverkehr (MIV) möglichst freie Bahn hat. Man scheut keine Kosten und Mühen die Fahrbahn in Stand zu halten, denn es muss ja alles möglichst flott und angenehm rollen. Auf der anderen Seite sieht man Blechschlangen sich durch die Häuserschluchten schieben, laut, ungesund, stinkend, ineffizient. Man muss sich nur mal vor Augen halten, dass ein Kleinwagen mit ca. 600 kg Gewicht eine Person mit ca. 75 kg bewegen soll (und das war dann noch ein leichtes KFZ-Modell). Der Hauptteil der Energie und des Geldes wird also investiert, um Stahl und Blech zu bewegen und zu lagern. Die Kosten sind dabei durchaus beachtlich, sowohl was die Ausgaben seitens der Behörden angeht, aber auch was Privatleute und -wirtschaft angeht.

Dem steht das Fahrrad als umweltfreundliches, flexibles, platzsparendes und nicht zu letzt billiges Verkehrsmittel gegenüber. Doch was wird hierfür getan? Abstellplätze für Fahrräder werden als Kostenfaktor wahrgenommen (warum dann Parkplätze nicht?), Radfahrer werden als Verkehrshindernis betrachtet (dabei ist gerade in Innenstädten die Durchschnittsgeschwindigkeit keineswegs die angepeilten 50 km/h) und werden auf Radwege abgeschoben (deren Anlage ja auch nicht unerhebliche Summen kostet), durch Ampelschaltungen ausgebremst, mit Fußgängern zusammen gepfercht (VZ 240) und auch die Instandhaltung von Radwegen und der Räumdienst werden vernachlässigt, aber auch die allgemeine Akzeptanz von Regelverstößen gegenüber Radfahrern scheint generell etwas höher zu sein. Die StVO gibt dazu aber schon in § 2 (1) StVO an: "Fahrzeuge müssen die Fahrbahn benutzen, von zwei Fahrbahnen die rechte.". Das heißt mit anderen Worten, Radfahrer gehören auf die "Straße", bzw. korrekter, auf die Fahrbahn. Das wird auch noch einmal in § 45 (9) StVO bekräftigt wonach implizit die Anordnung von Radwegbenutzungspflichten (=Aussperren von der Fahrbahn) nur dann angeordnet werden darf, wenn eine außerordentliche örtliche Gefahrenlage besteht. Das interessiert aber offenbar die verantwortlichen Straßenverkehrsbehörden (StVB) nicht sonderlich. So werden zusätzliche Pflichten, Probleme und Benachteiligungen geschaffen, die man in dieser Form äußerst selten anderen Verkehrsteilnehmergruppen auferlegt. Wenn ein Radfahrer darüber klagt, dass er auf dem Radweg aus verschiedensten Gründen nicht schnell genug voran kommt, wird er gerne abgebügelt mit Aussagen der Sorte "ja dann musst du halt langsamer fahren". Ist die Verkehrsführung mal wieder so bescheiden gestaltet, dass einem legal nur Absteigen bleibt, bekommt man dann ein "Man kann auch mal schieben." hingeworfen. Wenn dagegen jemand generelles Tempo 30 Innerorts fordert, gibt es praktisch zwangsläufig einen Aufschrei in der Bevölkerung. Das wäre ja unmöglich, das würde den Verkehr zum erliegen bringen und zu guter letzt wird dann auch noch gerne mit der Steuer-Keule geschwungen, dass der ach so wichtige steuerzahlende Autofahrer dann auch noch für das Mehr an Steuerbelastung ausgebremst würde. Als ob Radfahrer die ihr Geld verdienen und ausgeben, keine Steuern zahlen und mit ihre Ausgaben die Wirtschaft stärken würden. Aber die Sache ist weitaus tiefer verwurzelt.

Politik

In der Politik wird gerne angeführt, dass man ja ach so sehr hinter dem Radverkehr stünde und dieser zu fördern sei (meistens aus denselben Gründen wie ich sie oben angeführt habe). Die tatsächlichen Schritte unserer Politik sehen aber anders aus. Schon auf Bundesebene sitzen dann Personen wie ein Herr Dr. Peter Ramsauer, seines Zeichens Meister des Müllerhandwerks, BWLer und Dipl.-Kaufmann, also jemand der von Verkehrsplanung und -politik vermutlich genauso viel versteht, wie der Durchschnittsbürger, als Bundesverkehrsminister und versuchen die BRD verkehrspolitisch nach ihrem Gutdünken zu formen. Erst vor kurzem wurde der nationale Radverkehrsplan 2012 veröffentlicht. Zur Erstellung desselbigen hat Herr Raumsauer eine handverlesene Gruppe gebildet, die ihm Hinweise und Gedanken zur Erstellung desselben geben sollten. Quasi ein selbst gewähltes Expertenteam. Und die Gedanken waren größtenteils ganz gut. Dumm nur, dass dieses Team sich u. A. auch gegen die übliche Radwegepolitik und gegen Helmpflichten ausgesprochen hat. Aber auch wenn man selbst ein Team zusammen gestellt hat, kann man selbstverständlich dessen Empfehlungen, so weit sie einem nicht ins Konzept passen, ignorieren. So verlangte der Herr Minister vollmundig nach einer Helmpflicht für Radfahrer, wenn diese nicht von selbst welche tragen und in den vorgesehenen Planungen werden weiterhin Radwege als Radverkehrsförderung verkauft. Weder das eine, noch das andere hat nachweislich wesentliche Vorteile für den Radverkehr, eher das Gegenteil ist belegt. Ein Bärendienst sozusagen, den der Herr Minister den Radfahrern da erweist.

Auf Länderebene gab es einen deutlichen Verhau durch unterschiedliche Ansichten, welche StVO-Novelle denn die gültige wäre sodass fleißig Rosinenpickerei seitens der Länder betrieben wurde. Und selbst nach der StVO-Novelle 2013 hat man sich trotzdem wieder auf einigen Blödsinn eingelassen, der so schon lange abgeschafft gehört hätte. Z. B. sind die Regelung welche Ampeln wann wie für Radfahrer, auf und neben Radwegen gelten, nicht gerade als Übersichtlich zu betrachten. In der neuesten Fassung wurde dieses Problem wieder nur mit irgendwelchen Fristen angegangen, statt endlich dafür zu sorgen, dass viele Probleme gar nicht mehr existieren. Längst überfällige Neuregelungen wie den § 64 StVZO (als ob jemand eine hell tönende Glock in einem Auto hören kann) oder § 67 StVZO (Glühwürmchenpflicht) werden durch Bundesrat und Bundestag entweder von vornherein abgelehnt, oder verschleppt.

Auch auf kommunaler Ebene, insbesondere bei den Straßenverkehrsbehörden scheint der Radfahrer auch nur eine Art Hindernis im Straßenverkehr zu sein. Anders lässt es sich zumindest kaum erklären, dass praktisch noch keine StVB es geschafft hat, die Änderungen der StVO-Novelle von 1997 umzusetzen (Radwege sind seit dem nicht mehr per se Benutzungspflichtig, es gilt dagegen §45 (9), dass eine besondere Gefahrenlage dafür notwendig ist). Und die Zeit seit 1997 sollte nun wirklich dazu ausreichend gewesen sein. Im Gegenteil, es werden weiterhin munter RWBP angeordnet, wo sie weder legal noch notwendig sind, oder schlimmstenfalls sogar gefährlich. Hauptsache man stört die Autofahrer nicht mehr. Die Sicherheit steht deshalb häufig hinten an, bzw. es werden gar nicht erst Gedanken daran verschwendet, ob das so wie es angeordnet ist, sicher, praktikabel und sinnvoll für Radfahrer ist.

Presse und Gesellschaft

Aber angesichts der herrschenden Meinungen zum Thema Radfahrer in der Presse und Gesellschaft, wundert einen eine solche Vorgehensweise eigentlich auch kaum. Wer kennt sie nicht, die Artikel über "Kampfradler", "Radlrambos" und generell die ach so ruchlosen Radfahrer. Auch die immer wieder anzutreffenden Artikel über die angeblich wegen fehlendem Helm viel schlimmer ausgegangenen Verkehrsunfälle mit Radfahrerbeteiligung sind immer wieder ein Plätzchen in Zeitungen und Onlineveröffentlichungen wert. Es wäre alles aber nur halb so wild, wenn das nur die Resultate von schlechter Recherche, bzw. bloßem Unwissen wären. Das passiert natürlich auch oft genug, keine Frage. Aber nicht selten haben die Redaktionen offenbar keineswegs das Ziel der neutralen Berichterstattung, sondern tragen ganz gezielt zu einer Anti-Fahrradfahrer-Haltung bei. Ob das jetzt der Münchner Merkur ist, oder die Blödzeitung, oder in abgeschwächter Form die AZ, ist dabei größtenteils egal. Man hat manchmal den Eindruck, da wird eine Art Begriffebingo auf Kosten der Radfahrer gespielt. Die und die Begriffe müssen rein, wenn auch sinnentstellt oder zusammenhanglos, wichtig ist nur Stimmung zu machen und um jeden Preis zu emotionalisieren. Spätestens wenn dann wieder zur Jagd auf die angeblich vorwiegend regelbrechenden Radfahrer geblasen wird, kommt mir persönlich die Galle hoch, denn ich habe noch nie in einer Zeitung eine ähnliche Hetze gegenüber Fußgängern, Auto-, Motorrad-, Roller- oder Mofafahrer gelesen. Radfahrerbashing ist zumindest in der Boulevard- und Lokalpresse ziemlich beliebt. Von verantwortungsvoller Berichterstattung kann meistens keine Rede sein, eher von Schlagwortlogik und Stammtisch-Meinungen.

Kein Wunder wiederum, dass Stammtischparolen in der Bevölkerung ("die fahren doch eh alle ohne Licht und funktionierende Bremsen", "die halten nie an einer roten Ampel", "diesen Rasern gehört doch der Schirm in die Speichen geworfen") durchaus nicht so selten sind, wie es wünschenswert wäre. Abgesehen davon dass ähnlich haltlose Anschuldigungen auch für andere Verkehrsteilnehmer machbar sind ("die fahren immer zu schnell", "die laufen ständig auf den Radwegen rum") kenne ich keine anderen offiziell als Fahrzeuge behandelten Gefährte, die so wenig Schaden anrichten können, wie Fahrräder. Sicher ist es immer noch reichlich gefährlich, wenn ein Radfahrer mit 30 km/h einen Fußgänger anfährt. Zweifellos würde aber bei derselben Geschwindigkeit mit motorisierten Fahrzeugen noch einiges mehr passieren, da einfach weit höhere Energien frei gesetzt werden.

Umso mehr ist es aber interessant, dass man Fahrradfahrern meistens den schwarzen Peter zuzuschieben versucht, wenn es um die Schaffung von Sicherheit im Straßenverkehr geht. Da wird man unter diesem Vorwandt auf Radwege verdrängt (ganz toll, wenn man dann auf den Fußweg ausgelagert wird, wo man dann fleißig Fußgänger vors Rad gestellt bekommt und sich gegenseitig gefährdet), weil es ja so gefährlich sei auf der Fahrbahn zu fahren. Da soll man Warnwesten tragen, damit man auch ja gesehen wird (also ob die ganzen Reflektor-Einrichtungen am Rad nicht ausreichend wären) oder irgendwelche Helme tragen, damit auch ja nichts passiert (deren Wirksamkeit aber nach wie vor keinesfalls als tatsächlich nachgewiesen angesehen kann und einen Unfall verhindern sie schon gar nicht). Es wird also die Verpflichtung der Abstellung der Gefährdung gerne vom Gefährder (MIV) auf den Gefährdeten (Radfahrer) abgewälzt. Das wird von einem Großteil der Bevölkerung alles ganz ohne Hinterfragung akzeptiert. Dabei würde ich gerne mal wissen was passieren würde, wenn man auf ein mal Autofahrer zu deren Sicherheit durch die Fußgängerzone schicken würde (entspräche in etwa VZ 240 für Radfahrer) oder im Winter die Fahrbahn nicht räumt, mit der Aussage, dass man ja gefälligst die öffentlichen Verkehrsmittel nehmen soll, denn das wäre sowieso viel sicherer, oder zu deren Sicherheit verlangt, an jeder Kreuzung auf null abzubremsen damit sie nicht von links angefahren werden. Überhaupt wird gerne unterschwellig dargestellt, wie gefährlich Radfahren sein soll. Interessanterweise ist das bezogen auf die zurückgelegte Strecke bzw. Expositionszeit (Dauer der Fahrten) bei Radfahrern weit unter der Gefährdung aller motorisierter Verkehrsmittel. Aber derartige Aussagen wären ja nicht so schön emotionalisierend, man könnte sich ohne derartige Märchen nicht so leicht rein waschen von den täglichen Verfehlungen und Ausgrenzungen gegenüber Radfahrern.

Und genau da kommt ein Stück weit diese Seite hier ins Spiel. Ich habs satt! Satt mich rechtfertigen zu müssen, warum ich einfach nur fahren will und deshalb Radwege meide, satt mich in einen Topf mit Regelverweigerern und Idioten werfen lassen zu müssen, satt dass anderen Zucker in den allerwertesten geblasen wird, während ich teilweise auch 2 Monate nach dem Winter noch Streugut auf dem Radweg fressen soll. Es wird so viel Unfug behauptet, so viele Halbwahrheiten kursieren, es wird gehetzt und gelogen was geht. Dagegen darf man auch ruhig mal etwas schreiben. Meine Forderungen für die Zukunft von den Verantwortlichen in oben genannten Positionen lauten daher:


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