Hauptseite « MRE-Test-Bericht (2008-04-20)
Also zu aller erst mal, was ist das MRE eigentlich? Das MRE ist die Feld-Ration eines Amerikanischen Soldaten, der im Falle eines Mangel an einer Feld-Küche natürlich einen Ersatz braucht. Von irgendwas müssen die Jungs schließlich auch bei Kräften gehalten werden, wenn gerade kein Koch in der Nähe ist. Es enthält 1200 kcal und entspricht damit ca. 1/3 des "vorgeschriebenen" Tages-Bedarfs. Es enthält aber noch ein paar andere Kleinigkeiten, die das Leben im Felde recht angenehm machen können. Es gibt insgesamt 24 verschiedene Mahlzeiten, ich habe das Päckchen Nr. 4 ("Country Captain Chicken") getestet. Die Lagerungsdauer bei bis 27 Grad wird mit ca. 3,5 Jahren angegeben, andere Quellen reden von bis zu 10 Jahren bei kühler Lagerung z. B. bei 10 Grad im Keller. Das Deutsche Pendant wäre die EPA. Die "Ein-Mann-Packung". Vielleicht hol ich mir da auch mal eins, nur so zum Vergleich. Aus Mangel an einer anständigen Digital-Kamera habe ich auf Fotos verzichten müssen, wer sich aber trotzdem weiter interessiert, der kann gerne hier noch vorbei schaun, da gibts noch mehr Infos dazu und auch ein paar Bilder.
Alles zusammen in einer großen verschweißten Plastik-Tüte. Und da war meiner Meinung nach schon der erste
Knackpunkt. Die Verpackungs ist meiner Meinung nach etwas sehr robust geraten. Klar, im Feld gehts rauher zu. Da muss man
dafür sorgen, dass das nicht bei der ersten Belastung aufplatzt, oder der Inhalt zerstört wird. Dennoch, ohne Messer,
Schere oder sonst was spitzes ist die Außen-Hülle meiner Meinung nach kaum auf zu kriegen.
Hat man es dann geschafft an den Inhalt zu gelangen, geht der Spaß weiter. Ich kann mir gut vorstellen, dass alle US-Soldaten
eine Einführung in die Benutzung des MREs kriegen. Aber ohne Einführung gehört schon ne gewisse Portion
Menschenverstand dazu, den Wärme-Beutel zu benutzen. Wer der Englischen Sprache nicht mächtig ist und auch nicht
weiß, wie der Spaß funktionieren soll, wird wohl kalt essen müssen. OK, es sind schon auch Bilder drauf, aber so
wirklich einleuchtend ist es erst, wenn man weiß, worum es geht. Das Prinzip ist eigentlich relativ einfach. In dem
Wärme-Beutel ist ein weiterer Baumwolle(?)-Beutel enthalten, der eine Mischung enthält, die bei Kontakt mit Wasser viel
Wärme abgibt. Die beiden Hauptmahlzeits-Beutel müssen in dem Wärmebeutel verstaut werden und dann muss man etwas
Wasser hinzufügen (bis dahin ist aber noch nichts außer dem Wärme-Beutel aufgerissen).
Das Wasser muss man allerdings selbst besorgen, das ist nicht enthalten. Alles zusammen stellt man dann am besten in einen der
beiden Kartons, man sollte also beim Aufreißen der selbigen evtl. darauf achten, dass man nicht Konfetti daraus macht. Laut
Anleitung sollte man das ganze möglichst verschlossen in den Karton stecken und so hinlegen, dass der Karton möglichst
wenig Boden-Kontakt hat (man will schließlich das Essen heizen, nicht den Boden). Wie die es allerdings schaffen beide
Hauptmahlzeits-Beutel wie in der Anleitung beschrieben in den Karton zu bringen, ist mir schleierhaft. Und auf 2 mal macht irgendwie
keinen echten Sinn, außer man steht auf kaltes Hächnen und warmen Kartoffelbrei, oder anders herum.
Der Beutel mit dem Wasser und den beiden Hauptmahlzeits-Tüten soll in ca. 10-15 Minuten warm werden. Ich habs nicht ganz
heiß gekriegt. Kann sein, dass es lauwarm bleibt, kann aber auch sein, dass ich einfach nur zu früh "aufgegeben" hab und
drauf los gefuttert hab. Hinweis am Rande: Auf dem Wärme-Beutel steht geschrieben, dass das aktivierte Heiz-Gemisch Wasserstoff
entwickelt und man daher auf keinen Fall in der Nähe von offenem Feuer mit dem Zeug hantieren sollte, oder dabei rauchen. Und
des weiteren, dass dabei Sauerstoff verbraucht wird und man nicht mehr als 10 davon gleichzeitig in Unterkünften oder
Fahrzeugen benutzen soll, ohne Fenster und/oder Türen zu öffnen. Meine persönliche Meinung noch dazu: Es stinkt
sobald man es mit dem Wasser in Berührung bringt ganz schön aus der Tüte, dieses Zeug. Aber tut dem Essen keinen
Abbruch, das ist schließlich in wasserdichten Beuteln verpackt. Das nimmt davon wohl nix an Geschmack oder so an (hoffe ich
zumindest mal, bin mir nicht so 100%ig sicher...).
Aber eben diese Beutel sind auch schon wieder ein Witz für Blöde. Sie haben (offensichtlich gut gemeint) so typische
Einreiß-Kerben, an denen man den Beutel aufreißen soll. An sich gute und nette Idee, nur sind diese Tüten doch
verhältnismäßig Widerstandsfähig und mir ist es (ohne eine Mords Sauerei zu veranstalten) nicht gelungen die
Tüten aufzureißen. Man kann sie zwar einreißen, aber wenn man den ganzen Baz nicht in den Händen halten will
wirds echt schwierig die Tüten komplett von einer Seite zur anderen auf zu reißen, da man mit den Fingern auf der glatten
Plastik-Oberfläche viel zu leicht abrutscht. An sonsten, wenn man das mal auf hat ist es einigermaßen leicht das auf
einen Teller zu kriegen. Die Vorstellung ein Hähnchen-"Schnitzel" mit dem Löffel aus der Tüte zu essen iss aber
meiner Meinung nach etwas... sagen wir mal gewöhnungsbedürftig, ganz davon abgesehen, dass der Kartoffelbrei nie im Leben
mit in die Hähnchen-Tüte oder anders herum passt.
Geschmacklich muss ich allerdings sagen, überzeugt mich die Hauptmahlzeit überhaupt nicht. Der Kartoffelbrei ist, naja,
schon Brei, aber schmeckt eher seltsam, nicht wirklich nach Kartoffelbrei. Das Hähnchenfleisch ist vermutlich nicht mal so
schlecht. Das kann man aber nicht so genau sagen, weil die Sauce in der es "eingelegt" ist, schmeckt eher nicht. Man schmeckt einen
Hauch Tomate, aber der Rest ist auch eher undefinierbar. Dass es Hähnchen sein soll, das schmeckt man zwar schon, aber ich
denke ohne den Hinweis würden bei einem Zutaten-Raten vermutlich noch ganz andere Sachen als Vorschläge fallen...
Möglicherweise ist die Tabasco-Sauce aus gutem Grund dabei, weil das könnte den Geschmack noch überdecken. Ist gerade
genug für eine Mahlzeit. Ansonsten... Tabasco halt. Damit die mexianischen Einwanderer in der Armee auch was haben, was nach
Zuhause schmeckt... oder so. Das Tütchen Salz war meiner Meinung nach nicht unbedingt nötig, aber Geschmäcker sind bekanntlich verscheiden.
Gesamt-Fazit der Hauptspeise: Der Hunger treibts vermutlich rein, aber wenn alle MREs in der Qualität sind, würd
ich nach einer Woche 3 mal täglich MRE vermutlich Fahnenflucht in das nächste Restaurant oder die nächste
Fastfood-Bude begehen.
Besser waren dagegen die "Nebenmahlzeiten":
Die Süßigkeit, sprich die Zimt-Bon Bons waren zwar sauscharf, aber wenn man auf sowas steht sicher ned schlecht.
Lediglich gute Zähne muss man da mitbringen, weil das auch recht hartes Zeug ist.
Die Cracker sind nicht gut, aber auch nicht schlecht. Sind halt Cracker, wie man sie im Supermarkt auch kriegen kann (keine sauteuren Tuc-Kekse). Vielleicht hätte ich die nach der Hauptspeise Essen sollen, ned davor. So hätte ich vielleicht
den schlechten Nachgeschmack weg bekommen.
Das beste davon finde ich persönlich das Toastergebäck. Zwar auch nichts, was einen geschmacklich vom Hocker haut,
aber trotzdem ned mal so schlecht. Ich muss aber dazu sagen, dass ich mir nicht ganz sicher bin, ob ich das Toaster-Gebäck
hätte erst toasten müssen, oder nicht. Die "Außenhaut" aus Keksteig machte aber eher einen zumindest vorgebackenen
Eindruck und nachdem der Rest auch so aufgemacht ist, dass man kein Feuer braucht, gehe ich mal davon aus, dass man das so wie es
da eingeschweißt wurde essen kann.
Die Erdnussbutter muss ich sagen, hab ich nicht mal aufgerissen, geschweige probiert, weil ich Ernüsse an sich hasse
und Erdnussbutter nur die veredelte Variante von Bäää ist. Muss ich die Tage mal meine Schwester fragen, vielleicht
probiert die sie ja. :-)
Der Instant-Kaffee wurde von meiner Mutter knapp mit "Anrührkaffe halt" kommentiert. Ich selber trinke keinen Kaffee,
und kann mir daher auch kaum ein Urteil darüber erlauben. Aber wird vermutlich, gemessen an den anderen Erfahrungen, wirklich
nichts besonderes sein.
Dazu gibts noch ein Tütchen Zucker und Kaffeeweißer-Pulver (also Milch-Ersatz).
Die 2 Kaugummis (ca. 1 x 1 cm) erfüllen ihren Zweck ganz gut. Klar, sind keine Wrigleys, aber was solls...
Ganz nette Beipack-Idee iss das Toilettenpapier. Ja, Toilettenpapier. Keine Ahnung wie es euch so geht, aber die wahrscheinlichkeit,
dass man nach dem Essen recht bald was zu erledigen hat, iss bei mir durchaus nicht vollkommen zu vernachlässigen. Sicher ned
falsch.
Wenn man dann mal mit allem fertig ist, kann man dann noch das Frische-Tüchlein nutzen, bisschen Sauberkeit kann man
auch im Felde gut vertragen.
Die Streichhölzer sind wohl mehr an die Raucher gerichtet, aber warum nicht? Die sind sowieso schnell zu feucht und man
braucht neue...
Das einzige was mir noch neben den eigentlichen qualitativen Eigenschaften auffällt, ist die verdammt große Menge
Müll, die man produziert... Alles in allem 2 Kartons und 16 Tütchen (teils Kunststoff, teils Papier), für EINE
Mahlzeit. Wenn man dann mal rechnet, dass das 3 mal am Tag passiert, das gibt ne Menge an Abfall. Vielleicht braucht man die
Streichhölzer auch um das dann einmal täglich alles auf einem Haufen zu verbrennen...
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